Ein Überblick zum Thema
Hüftgelenkdysplasie (Abkürzung HD) ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks. Der Kopf des Oberschenkelknochens in der Hüftgelenkspfanne findet nur ungenügenden Halt und bereitet dem Hund durch abnorme Bewegungen Schmerzen. Davon betroffen können nahezu alle Hunderassen sein. Selbst beim Wolf gibt es Fälle von HD. Die Ursachen sind vielfältig. Gesichert ist, dass eine genetisch bedingte Komponente für die Entstehung vorhanden sein muss. Hüftgelenkdysplasie vererbt sich multifaktoriell, d.h. HD kann erst auftreten, wenn mehrere rezessive Genpaare aufeinander treffen. Doch auch falsche Ernährung und/oder Haltung begünstigen eine Entstehung oder ein Fortschreiten der Krankheit.
Im VGM unterscheidet man derzeit 5 HD-Schweregrade mit folgender geltender Nomenklatur lt. VGM-Zuchtordnung (Gültigkeit ab 14.05.2022):
Für eine evtl. Zuchtzulassung muss ein Großer Münsterländer auf HD untersucht sein. Es werden die Grade A und B zur Zucht zugelassen, wobei bei einer Anpaarung höchstens ein Hund HD-B haben darf. Hunde mit HD-C, -D, -E werden nicht für die Zucht freigegeben.
Eigentümer: Ob mit oder ohne eigene Zuchtabsichten, durch eine Untersuchung auf HD wissen Sie, ob Sie Ihren Hund voll belasten dürfen. Ebenfalls können durch einen evtl. Befund ohne bisherige Beschwerden rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergriffen bzw. bei ersten Symptomen schnell und gezielt gehandelt werden. Zudem helfen Sie mit der Auswertung Rückschlüsse für die Zucht zu ziehen und tragen somit entscheidend zur Gesunderhaltung der Rasse bei. Dies sind dann die Generationen, auf die Sie irgendwann wieder zugreifen wollen, wenn Sie ihren alten Jagdgefährten haben gehen lassen müssen.
Züchter: Ob die gewählte Anpaarung auch das gewünschte Resultat hervorgebracht hat, kann ein Züchter nur erkennen, wenn ihm Auswertungen des gezogenen Wurfs vorliegen. Je mehr Begutachtungen existieren, desto umfangreicher kann er sich ein Bild von seinem züchterischen Handeln machen.
Verband: Ob ein Verband erfolgreich ist, hängt immer von der Basis (ergo den Mitgliedern) ab. Der Verband gibt mit den Rahmenbedingungen lediglich die Richtung vor und hat eine Art Überwachungsfunktion. Anhand von Statistiken kann so der Erbwert eines Zuchthundes ermittelt werden. Um Ergebnisse sammeln und auswerten zu können, lebt ein Verein jedoch von der Mitarbeit seiner Mitglieder. Je mehr Auswertungen zur Verfügung stehen, desto eher können Zuchttiere ausgeschlossen werden, die unerwünschte Eigenschaften vererben.
Für eine Untersuchung müssen Röntgenbilder von den Hüften des Hundes gemacht werden. Voraussetzung für eine aussagekräftige Diagnose ist die Positionierung des Hundes in Rückenlage mit gestreckten, parallel gelagerten Oberschenkeln und rechtwinklig, eingedrehten Kniescheiben. Um dies zu gewährleisten, wird der Hund vom Tierarzt kurzweilig in Narkose versetzt. Der zu untersuchende Hund muss ausreichend bis zur Muskelerschlaffung sediert werden! Die Prozedur dauert nur wenige Minuten. Danach darf der Hund wieder aufwachen.
Große Münsterländer dürfen frühestens ab einem Alter von 12 Monaten auf Hüftgelenksdysplasie (HD) untersucht werden. Wer seinen GM auf HD untersuchen lassen möchte, benötigt dafür das VGM-Formular „HD/ED Untersuchung“. Um die aktuelle Gültigkeit des Formulars gewährleisten zu können, haben wir dies nicht per Direktzugriff hinterlegt. Die verbandsinternen Formulare können über den Link "VGM Downloads" abgerufen werden.
Sollten Sie bei der Suche nach dem richtigen Formular nicht fündig geworden sein, kontaktieren Sie bitte unseren Zuchtwart. Wir helfen Ihnen gerne weiter.
Sprechen Sie so dann Tierärzte Ihres Vertrauens an und erfragen Sie, ob HD-Untersuchungen durchführt werden können. Informieren Sie sich auch gerne über deren Ausbildung/Weiterbildung zu diesem Fachbereich. Es gibt Tierärzte, die sich auf Röntgenbilder für HD-Untersuchungen spezialisiert haben. Die Röntgenaufnahmen sollten zwingend von hoher Qualität sein. Insofern ist es wichtig, dass der ausführende Tierarzt Kenntnis darüber hat, wie die Bilder korrekt anzufertigen sind. Unzureichend sedierte und/oder verkehrt gelagerte Hunde bedeuten oftmals ein verfälscht negatives Ergebnis. Daher ist Obacht geboten bei der Wahl des Röntgentierarztes.
Haben Sie Ihre Wahl zur Tierarztfrage getroffen, vereinbaren Sie einen Termin und erkundigen Sie sich, was vor der Untersuchung zu beachten ist (Hund muss wahrscheinlich nüchtern bleiben!). Bitten Sie ebenfalls um Preisauskunft, denn die Kosten variieren von Tierarzt zu Tierarzt teils erheblich. Bedenken Sie aber auch, dass dahingehende Fort- und Weiterbildungen ihren Preis haben. Parallel füllen Sie das zuvor ausgedruckte VGM-Formular soweit wie möglich (oberer Teil) aus.
Bitte bringen Sie das von Ihnen teilweise ausgefüllte Formular sowie die Original-Ahnentafel Ihres Hundes zum Röntgentermin mit. Der Tierarzt prüft und füllt den unteren Teil des VGM-Formulars aus. Der Stammbaum dient der Identifizierung Ihres GM. Außerdem stempelt der Röntgentierarzt die Ahnentafel in dem dafür vorgesehenen Kästchen ab und versieht den Eintrag mit Datum und Unterschrift.
Die in Anspruch genommene Röntgentierarztpraxis/-klinik hat das vollständig ausgefüllte VGM-Formular zusammen mit den Röntgenaufnahmen ohne jegliche Vorbeurteilung und ohne Ahnentafel über das Portal der GRSK (Webadresse http://www.vetsXL.com) an PD Dr. Klaus Gerlach, Mail: klausfgerlach@me.com hochzuladen. Zusätzlich bitte eine Infomail über erfolgten Versand senden an: zuchtbuchfuehrer@grossermuensterlaender.de.
Den Auswerter für alle Aufnahmen bestimmt der VGM. Derzeit ist Prof. Dr. Gerlach vom Verband Große Münsterländer e.V. offiziell als unabhängiger HD-Gutachter benannt. Er beurteilt die zugesandten Röntgenbilder und schickt Ihnen das Ergebnis anschließend in schriftlicher Form zu. Gleichzeitig erhält der Verband die Auswertung automatisch zugesandt, damit das Ergebnis in der VGM-Datenbank hinterlegt werden kann. Alle Ergebnisse von Untersuchungen werden vom Zuchtbuchamt ins Zuchtprogramm eingetragen. Die Veröffentlichung im Internet und/oder im VGM-Mitteilungsblatt erfolgen nach geltender Nomenklatur. Bei Gelegenheit trägt der Zuchtwart das Ergebnis in die Ahnentafel des Hundes ein.
Vieles in der Entstehungsgeschichte von Hüftgelenkdysplasie ist bisher noch ungeklärt. Der Erbgang ist derart komplex, dass HD wahrscheinlich niemals gänzlich verhindert werden kann. Selbst in der Natur ist nicht alles Gold was glänzt. Insbesondere wir Jäger wissen das, da wir es an der Basis miterleben und nicht mit der rosaroten Brille durchs Leben laufen.
Und auch wenn eine erbliche Grundlage für Hüftgelenkdysplasie beim Hund immer angenommen wird, hängen Entwicklung und Verlauf der Erkrankung von diversen Faktoren ab. Es gibt zahlreiche Maßnahmen, die dazu dienen, eine Beeinträchtigung der Gesundheit zu verhindern oder zu minimieren.
Fakt ist, dass die Fütterung einen wesentlichen Bestandteil ausmacht. Viele Hunde werden zu lange mit energiereichem Welpenfutter versorgt. Auch die Überversorgung mit Futtermittelzusätzen spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Heute ist es "in", diverse Pülverchen und Pillen zu schlucken. Mit diesem Trend machen wir leider auch vor unseren Haustieren nicht Halt. Schnelles Wachstum beim Hund aber führt zu Dysbalancen zwischen Knochen, Knorpeln und Muskeln. Dies kann Skeletterkrankungen auslösen oder verschlimmern. Ebenso haben adipöse Hunde ein höheres Risiko an HD zu erkranken. Fettleibigkeit ist ein krankhafter Zustand und tierschutzwidrig. Ich halte es gern so, wie mein Opa zu Lebzeiten immer zu sagen pflegte: "Einen Hund kannst du lieber hoch hungern als ihn mit Übergewicht zu strafen." Auch eine ständige Überbeanspruchung des Bewegungsapparates ist ein weiterer Faktor, der mit HD-Erkrankungen in Zusammenhang gebracht wird. Hierbei geht es nicht darum, einen jungen Hund in Watte zu packen. Dieser soll selbstverständlich auch Energie loswerden und Muskeln aufbauen. Doch ebenso muss dem Hund genügend Regenerationszeit zur Verfügung stehen.
Es gibt Fälle, bei denen trotz optimaler Haltung eine schwere HD auftritt und umgekehrt gibt es Hunde, bei denen die Erkrankung nur sehr milde verläuft, obwohl prinzipiell alles falsch gemacht wurde. Es ist im Einzelfall daher nicht vorherzusagen, ob ein Hund eine HD ausbildet und welchen Verlauf die Erkrankung nimmt. Ebenso wird nicht jeder Hund, dessen Elterntiere HD-Träger sind, selbst eine HD entwickeln. Entgegengesetzt können aber HD-freie Elterntiere die Anlage vererben und erkrankte Nachkommen hervorbringen.
Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen, weshalb die HD-Untersuchung bei diesen ganzen Unregelmäßigkeiten überhaupt eine Bedingung für die Zuchtzulassung ist. Jedoch: Hunde mit nachweislicher Hüftgelenkdysplasie besitzen bereits mehrere rezessive Genpaare, die die Erkrankung begünstigen. Würde man diese Hunde trotzdem züchterisch einsetzen, steigert man den Anteil der erkrankten Hunde doch relativ schnell. Auch deshalb ist es so wichtig, dass möglichst viele Hunde auf HD untersucht sind, denn je mehr Ergebnisse von Wurfgeschwistern vorliegen, desto eher kann man Hunde nicht nur mit festgestellter HD sperren, sondern auch Hunde mit einem unsichtbarem Erbbild.
Auch ohne eigene Zuchtabsichten können wir nur mit Hilfe Ihres Engagements Rückschlüsse für die Zucht ziehen. Damit wir auch in Zukunft leistungsstarke Hunde aufziehen können, zählt jedes einzelne Ergebnis. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für eine gesunde Zucht des Großen Münsterländer Jagdgebrauchshundes! Bei offenen Fragen stehen wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns gerne!
(Angaben ohne Gewähr)
© Franziska Kühl 10.09.2018